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G wie Gimbal
Auf dem Kameramarkt gibt es inzwischen unzählig verschiedene Bildstabilisierungssysteme. Mit Lasten von über 7 Kilogramm könnte man heute sogar Kleinkinder stabilisieren. Der Vorläufer solcher Systeme ist die Steadicam. Groß und vor allem funktionsbedingt immens schwer. Des Weiteren benötigt es viel Erfahrung, diese zu bedienen. Durch die Entwicklung von Elektromotoren ist es heute möglich, eine Stabilisierung durch aktives Gegensteuern zu ermöglichen. In dieser Folge von Filmwissen von A bis Z soll es einmal um das Thema Gimbal gehen. Der Gimbal ist in vielen Bereichen unersetzlich und ermöglicht nie da gewesene Kameraperspektiven.
Was kann ein Gimbal? Und was nicht?
Um zu verstehen was ein Gimbal macht, sollte man die Funktionsweise einer Steadicam kennen. Diese basiert auf dem Prinzip der Trägheit. Eine kardanische Aufhängung entkoppelt die Kamera vom Operator und beginnt dadurch in der Luft zu schwimmen. Aus dem Bereich der Kameraschwenks kennen wir die Begriffe Pan, Tilt und Roll. Diese Bewegungen werden in der Steadicam so gut es geht blockiert oder verlangsamt. Nun ist es möglich, diese Achsen gezielt zu steuern um Verwacklungen zu vermeiden. An der Stativplatte der Kamera befindet sich
ein Metallstab mit einem Gegengewicht darunter. Dieser ist mit der Aufhängung zum Kameraoperator verbunden. Das bedeutet dass jede Bewegung dieses Stabs sich auf das Bild der Kamera überträgt. Möchte ich also einen Schwenk nach rechts also Pan durchführen, so drehe ich den Stab ganz sanft nach rechts. Die Kamera setzt sich in Rotation. Je nach Reibung und eingesetzter Kraft endet diese Rotation. Um damit präzise Fahrten zu ermöglichen, muss eine Steadicam gut beherrscht werden. Aufgrund der Bauform hat die Steadicam einen entscheidenden Nachteil zum Gimbal. Ein Schwenk in der Tilt oder Rollachse ist fast nicht möglich. Hier kommt der Gimbal ins Spiel. Grundsätzlich ist zu sagen, das der Gimbal eine Steadicam nicht ersetzt. Viele Kameraleute setzen heute immer noch auf die organischen Bewegungen der Steadicam.
Nun was macht der Gimbal anders? Dieser besitzt für jede Achse also Pan, Tilt, und Roll einen Schrittmotor. In der Schnellwechselplatte der Kamera ist ein Gyroskop verbaut. Dieses liefert Informationen über die Lage der Kamera. Mittels Software kann nun jeder Motor so gesteuert werden, dass die Kamera auf Horizontlinie bleibt. Durch die Möglichkeit der präzisen Ansteuerung kann man nun auch Schwenks in Tilt oder Rollachse durchführen. Technische Neuerungen spiegeln sich oft direkt in der Filmkunst wieder. Szenen aus „the Shining” oder „Kill Bill“ sind geprägt von den Möglichkeiten einer Steadycam. Heute vermitteln Rolleffekte oder die Möglichkeit Kameras stabilisiert an Autos oder Drohnen anzubringen Filmen und Commercials einen modernen Stil.
Seit einigen Jahren sind Gimbals auch für Amateurfilmer erschwinglich. Inzwischen gibt es Lösungen für Smartphones, Kompaktkameras, Fotokameras und natürlich Profikameras. Beim Kauf sollte man daher darauf achten, ein Gerät in der passenden „Gewichtsklasse“ zu finden. Gimbals haben sowohl Probleme mit zu viel als auch mit zu wenig Gewicht. Sehr lange Objektive können ebenfalls ein Stabilisieren der Kamera erschweren. Eine gute Investition im Bereich Smartphone sind der DJI Oslo Mobile oder der Freefly Movi Smartphone Gimbal. Für Kameras der Sony Alpha Serie eignet sich der Ronins S, SC oder der Zhiyun Crane. In der Spitzenklasse liefern sich der DJI Ronin 2 und der Freefly Movi Pro ein Kopf an Kopf Rennen. Inzwischen sind Motorstärken kein Limit mehr. Immer öfter besitzen Gimbals intelligente Systeme wie ein Objekttracking oder programmierbare Kamerafahrten. Bewegte Zeitraffer, sogenannte Motionlapse oder Panoramafotos machen den Gimbal zu einem kreativen Tool, mit dem fast jede Bewegung der Kamera möglich ist. Ein drauf los Filmen ist dennoch nicht möglich. Jede der 3 Achsen muss vor Drehbeginn eingestellt werden. Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen Ball auf der Fingerspitze balancieren. Hier müssen Sie ebenfalls zuerst den Schwerpunkt finden, um ohne großen Kraftaufwand den Ball halten zu können. Wer eine Steadicam in Balance bringen kann, der wird mit dieser Kalibrierung keine Probleme haben, da die Motoren des Gimbals gewisse Toleranzen zulassen.
Fazit
Inzwischen muss der Gimbaloperator nicht mehr auch der Kameraoperator sein. Externe Gyroskope oder bei günstigen Modellen auch einfach das Handy ermöglichen es wie bei einer Funkschärfe die Bewegung der Kamera zu kontrollieren. So kann man noch genauer in das Kamerabild eingreifen. Wir erkennen das ein Gimbal nicht nur ein Hilfsmittel, sondern vielmehr ein kreatives Werkzeug zur Verwirklichung von geradezu abstrakten Blickwinkeln, die Filmen eine Ruhe als auch Spannung vermitteln.
Bis zum nächsten mal bei “Filmwissen A-Z”.